Nachruf auf Roland Kamzelak

Das Institut für deutsche Philologie trauert um Prof. Dr. Roland Kamzelak (23.10.1961-22.8 2023).

Roland Kamzelak war ein wichtiger deutscher Experte der Digital Humanities. Seit 2000 prägte er als stellvertretender Direktor des Deutschen Literaturarchiv Marbach über einen langen Zeitraum dessen Arbeit, nicht zuletzt im Bereich der digitalen Edition. Mit dem Sammelband Computergestützte Text-Edition (1999), seiner Dissertation E-Editionen: Zur neuen Praxis der Editionsphilologie (2004) und als früher Befürworter der TEI-Guidelines gehört er zu den einflussreichsten Vertretern dieses neu entstandenen Forschungsfelds.  Von 2004 bis 2018 setzte er die theoretischen Erkenntnisse auch in der von ihm herausgegebenen Edition der Tagebücher Harry Graf Kesslers um, die sowohl im Druck als auch digital erschien. 

Roland Kamzelak lehrte seit 2010, seit 2018 als Honorarprofessor, im Studiengang Digital Humanities an der Julius-Maximilians Universität Würzburg und ermöglichte in dieser Zeit vielen Studierenden einen tieferen Einblick in die Arbeit eines großen Literaturarchivs. Er unterstützte außerdem die Würzburger Forschung in digitalen Editionsprojekten, darunter das von ihm mitkonzipierte germanistische Akademieprojekt "Sprachgitter digital. Die historisch-kritische Jean-Paul-Ausgabe", das er hätte mitleiten sollen. Weiterhin war er zentraler Kooperationspartner für die digitale Seite mehrerer Würzburger Hybrideditionen von Briefwechseln Gottfried Benns.

Roland Kamzelak verband Digitalität, Edition und Philologie auf idealtypische Weise. Wir vermissen einen hochgeschätzten Kollegen und Freund.