Intern
Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft

Jonathan Gaede

2009 – 2016: Studium an der Universität Würzburg in der Fächerkombination Digital Humanities/Germanistik. Erwerb des Bachelors im Sommersemester 2013, Erwerb des Masters im Wintersemester 2016. Thema der Masterthesis: Zur Verwendung astrologischer und alchemistischer Symbole in frühneuhochdeutschen Fachtexten. 2017 veröffentlicht in der Reihe Würzburger elektronische sprachwissenschaftliche Arbeiten (WespA)

2014: Beginn des Bachelorstudiengangs Mensch-Computer-Systeme als Zweitstudiengang.

Ende 2018: Beginn der Promotion zum Thema Alchemistische und astrologische Symbole in frühneuhochdeutschen Fach- und Wissenschaftstexten.

2010 –2015: Beschäftigung als studentische (später wissenschaftliche) Hilfskraft am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft.

2014 –2015: Beschäftigung als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Computerphilologie und Neuere Deutsche Literaturgeschichte.

2016-2019: Beschäftigung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Digitalisierungszentrum der Universitätsbibliothek Würzburg (Projekt Kallimachos), seit Frühjahr 2018 angesiedelt am Zentrum für Philologie und Digitalität.

Seit 2018: Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für deutsche Sprachwissenschaft der Universität Würzburg.  Technische Betreuung der Projekte Würzburger Datenbank sprachlicher Zweifelsfälle (ZweiDat) und Dialektdokumente aus Franken (FrankDiDok), technische und inhaltliche Betreuung der Fachtexte-Datenbank (FTDB).

Thema der Dissertation (nicht final): AlchiLex – Konzeption und Aufbau eines korpusgestützten Online-Lexikons für alchemistische und astrologische Symbole

Gegenstand und Ziel: In vielen Fach- und Wissenschaftstexten der frühen Neuzeit lassen sich astrologische und alchemistische Symbole finden – nicht nur als Teil von Illustrationen, Schemata und Tabellen, sondern auch anstelle ausgeschriebener Worte im gedruckten oder handschriftlichen Text. Bisweilen können diese Sonderzeichen sogar in Wortbildungen auftreten oder durch angehängte Flexionsendungen auch syntaktisch in den lateinischen oder volkssprachlichen Kontext integriert werden. In den gedruckten Texten finden sich mitunter auch eigenwillige Improvisationen der Drucker für jene Zeichen, die nicht im Letternsatz der Offizin enthalten waren, beispielsweise durch Kombinationen und Drehungen vorhandener Drucklettern.

Durch die enge ideologische Verbindung der Alchemie und der Astrologie im Rahmen der Mikrokosmos-Makrokosmos-Theorie überschneidet sich der der Symbolschatz der beiden Disziplinen weitgehend. So konnte das heute vor allem als Zeichen für Weiblichkeit verwendete Symbol für den Planeten Venus in alchemistischen Traktaten für das Planetenmetall Kupfer stehen. Aufgrund der Überschneidungen mit anderen Fachgebieten und der zentralen Rolle der Mikrokosmos-Makrokosmos-Theorie in der frühneuzeitlichen Wissenslandschaft können die Symbole in Texten auftreten, die nicht unmittelbar astrologischen oder alchemistischen Inhalts sind – etwa in Texten zur Medizin, Pharmazie oder zum Bergbau.

Trotz dieser weitreichenden Verwendung von alchemistisch-astrologischen Symbolen ist das Phänomen seitens der Linguistik und insbesondere auch der historischen Fachsprachenforschung bislang wenig beachtet worden. Das hat zum einen methodische Gründe: Inwieweit kann der Gebrauch dieser Zeichen anstelle von Worten und Wortbestandteilen zwischen etablierten linguistischen Kategorien wie Lexem, Morphem, Graphem usw. adäquat klassifiziert und analysiert werden? Ist die Sprachwissenschaft hierfür überhaupt zuständig? Darüber hinaus hatten sicherlich auch einige technisch-informatische Hürden lange eine abschreckende Wirkung, denn für die digitale Reproduktion dieser Zeichen werden geeignete Codierungen und Zeichensätze benötigt. So existiert erst seit 2010 ein eigener Unicode-Block für alchemistische Symbole.

In meiner 2017 veröffentlichten Masterthesis habe ich einen ersten, vornehmlich qualitativen Blick auf das Phänomen geworfen und hierbei eine erste Kategorisierung und Beschreibung der wichtigsten Zeichen und Zeichenfamilien sowie ihrer Verwendung im (gedruckten) Text vorgenommen. Als Primärquellen dienten mir hierfür knapp 50 deutschsprachige Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts, die bereits als frei verfügbare Bilddigitalisate bei verschiedenen Online-Bibliotheken vorliegen.

Mit meinem Dissertationsprojekt möchte ich auf diesen Ergebnissen aufbauen und diese unter anderem um eine quantitative Komponente erweitern. Anstelle einzelner transkribierter Belegstellen sind hierzu aber größere Textmengen notwendig. Daher soll zunächst ein Korpus relevanter Texte aufgebaut und mittels OCR-Verfahren erschlossen werden. Die an der Universität Würzburg entwickelte Software OCR4all scheint hierfür besonders geeignet zu sein, da sie ein individuelles Trainieren von Erkennungsmodellen unterstützt, die auch die bislang noch nicht in OCR-Modellen berücksichtigen alchemistisch-astrologischen Symbole einigermaßen zuverlässig erkennen können. Die so erfassten digitalen Texte können weiter ausgezeichnet und in Bezug des Symbolgebrauchs statistisch ausgewertet werden, um etwa Verwendungshäufigkeiten oder typische Wortbildungen mit Symbolen aufzudecken.

Themengebiete:

Phonetik/Phonologie, Graphematik, Morphologie, Wortbildung, Syntax, Textlinguistik, Pragmatik, Historische Sprachwissenschaft, interkulturelle Kompetenz (GiT).

Lehrveranstaltungen:

  • Sommersemester 2018: Seminar Geschichte der frühneuhochdeutschen Fach- und Wissenschaftssprache, Übung Germanistik im Tandem
  • Wintersemester 2018-19: Seminar Einführung in die historische Sprachwissenschaft, Übung Germanistik im Tandem
  • Sommersemester 2019: Übung Germanistik im Tandem
  • Wintersemester 2019-20: Seminar Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft, Exkursion Germanistik im Tandem
  • Sommersemester 2020: Seminar Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft, Exkursion Germanistik im Tandem
  • Wintersemesters 2020/21: Seminar Einführung in die historische Sprachwissenschaft, Übung Germanistik im Tandem

 

Hinweis zur LV Germanistik im Tandem: Diese Lehrveranstaltung richtet sich zum einen an ausländische Germanistikstudierende des Studiengangs „Germanistik als Fremdsprachenphilologie“ (GaF) und zum anderen an Bachelor- und Lehramtsstudierende, die dazu bereit sind, GaF-Studierende in ihren ersten Semestern zu betreuen und gemeinsam die deutsche Sprache und (Alltags-)Kultur zu entdecken. Für das Engagement können Studierende ECTS-Punkte bzw. Scheine abhängig vom Studienfach erwerben:

  • LA  → Freier Bereich
  • BA  → ASQ
  • GaF → Exkursion (Modul Landesstudien)

Die Anmeldung zum Kurs erfolgt per Mail an den Dozenten.

Zum Ablauf des Seminars im WS 20/21: Zu Beginn des Semesters werden die Studierenden in Tandemgruppen von 2-3 Personen eingeteilt, die das Programm anschließend selbständig organisieren und dokumentieren. Aufgrund der Corona-Pandemie wird das Seminar im Wintersemester keine Präsenzveranstaltungen im größeren Gruppenrahmen umfassen, der eigentliche Kern von GiT - die individuellen Treffen in der Tandemgruppe - sind davon jedoch nicht betroffen. Im Falle einer verschärften Ausgangsbeschränkung im öffentlichen Raum oder einer individuellen häuslichen Quarantäne können Tandemtreffen notfalls auch per Zoom organisiert werden.